MARC FROMM
TEXTS (SELECTION)
Ausstellungstext "POSING EX VOTO"
Jarmuschek + Partner | 13. September - 18. September 2014
Die Galerie Jarmuschek+Partner präsentiert in der Ausstellung „Posing ex voto“ aktuelle Arbeiten des Bildhauers Marc Fromm, der dem Betrachter einmal mehr vermittelt, dass in der derzeitigen Welt ein gravierender Unterschied zwischen Schein und Sein klafft.
Die überlebensgroße, bis zur Hüfte gestaltete Skulptur einer Frau steht in lässiger Pose mit den Händen in den Hosentaschen im Raum. Sie trägt einen Hosenanzug und darunter ein weit geöffnetes Hemd; ihr halblanges Haar fällt über die Schultern nach vorne und an ihrem rechten Handgelenk blitzt eine Uhr hervor. Beunruhigend ist jedoch vor allem, daß eine riesige zweite Uhr auf Schulterhöhe neben der Frau schwebt. Doch nicht nur die ungeklärte Position der Uhr wirkt surreal - auch der unwirkliche Glanz des schwebenden Artefakts irritiert. So zeigt sich der Widerspruch zwischen vorgeblich “realem” Leben und Luxuswelt, verpackt in einer riemenschneiderhaft sorgfältig geschnitzten Frauenskulptur.
Ähnlich stark überrumpelt den Betrachter eine zwölfteilige Serie von Erotikkalenderblättern der Firma Würth, dem Werkzeuglieferant des Künstlers. Jedes zu erfassende Detail der Bilder ruft eine Irritation hervor. Reflexhaft blitzen Fragen auf, ob die Reliefs gemalt oder behauen und ob es ein tatsächlich eins zu eins reproduziertes Motiv ist. Da wir diese Art von Bildern aus unserem Alltag kennen, ziehen sie die Aufmerksam- keit durch ihre Assoziationen mit christlichen Andachts- und Votivtafeln auf sich. Doch sind diese Bilder als symbolische Opfer zu verstehen und retten sie uns dementsprechend aus einer Notlage? Oder stürzen sie uns vielmehr durch ihr fatales Attraktionspotenzial ins Verderben?
Der Künstler Marc Fromm verarbeitet häufig zeitgenössische Themen in seinen Werken, wobei er seine Inspiration aus den unterschiedlichsten Gemälden, Photographien und aktuellen Werbebildern bezieht. Diese inszeniert er durch trickreiche Illustrationen, in denen er das Augenmerk des Betrachters durch die unterschiedliche Bearbeitung und partielle Fassung des Lindenholzes führt und so erst auf die im heutigen Plastikzeitalter immer wieder überraschende und überwältigende Feinheit des Werkstoffes Holz aufmerksam macht.
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