HARDING MEYER
TEXTE (Auswahl)
MALEREI
Jarmuschek + Partner | 30. Oktober - 11. Dezember 2010
Mit einer Gruppe neuer Bildnisse führt Harding Meyer die Auseinandersetzung des malerischen Prinzips seiner Portraitmalerei fort und erweitert sein Spektrum. Neben den entrückten Schönheiten und deformierten Gesichtern wird eine weitere Facette sichtbar.
In einem wirkungsvoll dimensionierten Format blicken uns die dargestellten Protagonisten Harding Meyers magisch an. Sie beeindrucken durch ihre schiere, gleichsam körperliche Präsenz. Die häufig über Monate bearbeiteten, in mehreren Farbschichten aufgetragenen Bildnisse erlauben durch ihre Überlebensgröße den Blick auf das Detail. Ungeachtet der Funktion eines traditionellen Portraits offenbaren die Gesichter Harding Meyers nicht das Wesen der Person. Der Betrachter ist zwar gefordert, seinen Blick zu fokussieren und in einen Dialog mit Meyers Bildpersonal zu treten; diese legen jedoch weder ihr inneres noch ihr äußeres Bild offen. In Meyers Arbeiten geht es nicht in erster Linie darum, die Persönlichkeit eines abgebildeten Menschen zu ergründen. Es sind vielmehr Versatzstücke von Perspektiven auf die Charaktere und Gesichter einer anonymen Bilderflut. In virtuoser Weise entreißt der Künstler diese ihrer massenmedialen Herkunft durch Dekontextualisierung und versieht sie mit einer ungekannten Intensität.
Entgegen heutiger Methoden digitaler Verschönerungen und Fotoretusche wird die Hautoberfläche seiner Protagonisten nicht geglättet, sondern mit dem Spachtel aufgerissen und fragmentiert. Zugleich laufen verschiedene Betrachtungsperspektiven in einem Bild formal zusammen und „deformieren" so die gezeigten Gesichter. Trotz oder gerade wegen der künstlerischen Eingriffe verstärkt sich der Eindruck eines individuellen Ausdrucks in den gezeigten Gesichtern. Die spezifische Mal- und Spachteltechnik des Künstlers mit der er die Bildoberfläche durchfurcht, suggeriert aber auch, dass es in erster Linie nicht um Sujet, sondern um eine, in die Malerei übertragene Auseinandersetzung geht.
Der 1964 in Brasilien geborene Harding Meyer studierte an der Kunstakademie in Karlsruhe und erhielt 1999 den renommierten Helmut-Stober-Preis.