CORINNE VON LEBUSA
TEXTE (AUSWAHL)
DANS MON LIT mit Inga Kerber
Jarmuschek + Partner | 9. März–17. April 2021
Provokant oder sinnlich-verführerisch, stark oder verletzlich – die weiblichen Figuren in Corinne von Lebusas erzählerischen Bildern treten in einer Vielzahl von möglichen Rollen auf. Die Künstlerin greift spielerisch und augenzwinkernd bestehende Klischees auf, versetzt ihre Protagonistinnen in Situationen, die uns vor Rätsel stellen und unsere eigene Vorstellungskraft befeuern. Fast automatisch beginnen wir angesichts der filmhaft anmutenden Kompositionen, das Vor- und Nachher auf individuelle Weise zu rekonstruieren. Was nicht zu sehen ist, entsteht vor dem geistigen Auge. Unmittelbar will man nach der Bedeutung fragen: Was hat es mit dieser Geschichte auf sich, wer sind die Protagonistinnen und welche Haltung lässt sich zum Beobachteten einnehmen? Begegnen wir hier einer Männerfantasie, einer Traumsequenz oder doch der Darstellung einer tatsächlichen Begebenheit? Wie durch ein Schlüsselloch lassen sich Szenen der Unterwerfung, der Kontrolle oder Unkontrolliertheit erspähen, in denen Männer höchstens als Schattengestalten oder fragmentarisch auftauchen. Die Ambivalenz des Bildgeschehens wird durch die vieldeutigen Titel unterstrichen, die oft ironisch-humorvolle Kommentare dazu sind. Corinne von Lebusa hält uns einen Spiegel vor und konfrontiert uns mit den Schubladen, Blicken und Erlebnissen, die wir in uns selbst tragen.
Die Künstlerin zeigt uns weibliche Figuren in mannigfaltigen Facetten und lenkt unsere Aufmerksamkeit dennoch auf einen kleinen Ausschnitt einer Wahrheit, die unendlich weiter gedacht, betrachtet und gezeichnet werden kann. Sie gibt eine Perspektive auf etwas wieder, das in unserer Welt bereits existiert: Haltung, Inszenierung, Pose, Kultur, Geschichte und Geschichten. Ihre Arbeiten animieren uns mit einer faszinierenden Leichtigkeit zur Reflexion und Beobachtung und lassen uns insbesondere in uns selbst nach einer Quintessenz suchen.
Corinne von Lebusa ist 1978 in Herzberg geboren. Nachdem sie an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle Mode- und Grafikdesign studiert hatte, nahm sie 2001 ein Studium der Malerei bei Prof. Arno Rink an der HGB Leipzig auf, das sie 2008 bei Prof. Neo Rauch mit Diplom abschloss. Ihre einzigartige künstlerische Technik hat Corinne von Lebusa über eine lange Zeit entwickelt und perfektioniert. Die besondere Atmosphäre und die diffuse Lichtwirkung ihrer Werke entstehen, indem sie Aquarellfarben Schicht für Schicht in ein saugfähiges Papier einarbeitet und das Bild schließlich mit einem UV-Lack fixiert.
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IN DEN TIEFEN DER GRÜNDE (mit Carina Linge)
Jarmuschek + Partner | 5. November-10. Dezember 2016
(Auszug aus dem Ausstellungstext)
[...]Die kraftvollen Figuren und abstrakten geometrischen Formationen in Corinnes von Lebusa fein gewobenen Arbeiten erscheinen wie lebendige und doch mysteriöse Sinnbilder von Lust, Erotik und Rollenspiel. Selbstbewusst weiblich, genießerisch oder verspielt fordern sie den Blick und die Reaktion des vermeintlichen Voyeurs heraus, kokettieren mal augenzwinkernd und anregend, mal höhnisch und bedrohlich mit Inszenierungen, Gesten, Klischees und Fantasien. Hin- und hergerissen zwischen Faszination und Selbstbefragung wird der Betrachter in ihren Bann gezogen. Im Versuch, die Botschaft des Gesehenen zu begreifen, wird er immer wieder auf sich selbst und seine eigenen Assoziationen verwiesen[...]